Die Geigerin Isabelle Faust ist dem SWR-Symphonieorchester in der aktuellen Saison als "artist in residence" verbunden und wird gemeinsam mit dem Orchester die Violinkonzerte der zwei großen "B" aufführen - nach Brahms, darf man sich jetzt auf Beethoven freuen. Der finnische Dirigent Hannu Lintu bringt außerdem zwei Werke aus der Heimat mit: Musik von Jean Sibelius und dem hierzulande kaum bekannten Erkki Melartin.

Isabelle Faust, Violine
SWR Symphonieorchester
Leitung: Hannu Lintu

Busoni: Berceuse élégiaque op. 42
Beethoven: Violinkonzert D-Dur op. 61
Erkki Melartin: Traumgesicht
Sibelius: 3. Sinfonie C-Dur op. 52

(Übertragung aus der Liederhalle)

Eröffnet wird das Konzert mit einem "elegischen Wiegenlied", einer Musik, die Ferruccio Busoni 1909 nach dem Tod seiner Mutter komponiert hat. Es ist ein liebevoller Rückblick, ein Innehalten in Tönen, dem Busoni den Untertitel "Des Mannes Wiegenlied am Sarg seiner Mutter" gegeben hat.

Als Kind wollte Isabelle Faust ein Vogel sein und fliegen können. Etwas von diesem Gefühl findet sie im Violinkonzert von Ludwig van Beethoven und sie darf sich glücklich schätzen, dafür genau das richtige Instrument zu spielen: "Das ist die 'Dornröschen' aus dem Jahr 1704. Es ist eine Geige, die sehr stark in die Eleganz hineinarbeitet und in den Himmel schweben möchte. Die ist nicht so bodenständig. Für bestimmtes Repertoire wünscht man es sich vielleicht anders, aber besonders für das Beethoven-Konzert eignet sie sich sehr gut, weil das Werk mit sehr viel Licht daherkommt."

Mit den beiden Werken aus Finnland gibt es dann wieder Musik aus dem 1. Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts zu hören. Zuerst die Sinfonische Dichtung "Traumgesicht" von Erkki Melartin (1875-1937), der zu Lebzeiten vor allem als Lehrer am Konservatorium in Helsinki und als Dirigent wahrgenommen wurde, aber immer auch komponiert hatte. Mit dunkler Klangfarbenvielfalt taucht er 1910 in nächtliche Stimmungen ein.
Drei Jahre vorher hatte Jean Sibelius in Helsinki selbst die Uraufführung seiner 3. Sinfonie geleitet, die mit nur noch drei Sätzen musikalisch konzentrierter und fast "klassisch" angelegt ist, im Vergleich zu ihren beiden Vorgängerinnen.

Sendung: hr2-kultur, "Konzertsaal", 28.06.2024, 20:04 Uhr.