Computerspiel Zelda

Games ohne Soundtracks sind wie Oper ohne Orchester. Wer bei Videospielmusik immer noch an 8-bit-Sounds denkt, hat möglicherweise verpasst, dass mittlerweile komplexe symphonische Orchesterwerke die besten Videogames der Welt grundieren und so ein junges Millionenpublikum komplett verzaubern.

"Zelda" ist eines der berühmtesten Spiele des japanischen Spiele-Entwicklers Nintendo. Allein schon aufgrund seiner Musik ein Werk, das eine völlig neue Kunst-Gattung aufmacht. Aber vielleicht eben kurz was zur Spielgeschichte: Bei "Zelda" handelt es sich um eine Spiele-Reihe, seit dem ersten Spiel "The Legend of Zelda" von 1986 sind 20 Hauptteile erschienen und einige Spin Offs, also kleinere Nebenspiele. Zelda ist ein so genanntes Action-Adventure-Spiel: man muss kämpfen und recht knifflige Rätsel in verschiedenen Welten lösen.

Wer gegen wen?

Das Spielenarrativ ist einfach: Ich verwandele mich als Spielerin in den jungen Helden Link, der mit Schwert und Schild das Königreich Hyrule retten muss. Ziel ist es, dabei die Prinzessin Zelda zu finden. Hyrule ist eine gigantische Welt – gebaut aus Inseln, Wäldern und Bergen, die alle unserer echten Welt nachempfunden sind. Alles sieht fantastisch echt aus: ich laufe unter afrikanischen Baobab-Bäumen entlang, klettere durch japanische Eiswelten wie im Joshinetsu Kogen National Park, renne durch nordamerikanische Wüstencanyons. Alles wird von Musik und Sounds begleitet – ähnlich wie in einem Film. Nur dass man Zelda über Tage spielen kann. Den fantastischen Soundtrack zu Zelda hat der japanische Komponist Koji Kondo geschrieben.

Wagner war gut, aber...

Mich erinnert der Zelda-Soundtrack an eine große Wagner-Oper! Es gibt weit aufgespannte melodiöse Hauptthemen mit starkem Wiedererkennungswert. Sehr einprägsam. Wie bei Wagner. Und es gibt – auch wie bei Richard Wagner, ein sehr ausgeklügeltes System an Leitmotiven. So komplex wie im Ring des Nibelungen. Figuren, Stimmungen, Atmosphären werden mit Klängen belegt und beschrieben – auch Gegenstände. Dieses Zelda-System von Leitmotiven ist dem Wagner-System von Leitmotiven in einer Sache voll überlegen: die Zelda-Leitmotive bringen mich in Aktion.

Wenn ich als Spielerin von weitem zum Beispiel diese aggressive Musik höre, weiß ich: es naht ein fürchterlicher Feind, und ich muss mich wappnen oder aus dem Staub machen. Oder wenn ich dieses oder jenes höre, ist klar: gleich bin ich in meiner japanischen Lieblingsstadt Kakariko und kann da in einem Krämerladen ein bisschen was zu essen einkaufen.

Diese Musik ist immersiv. Sie zieht mich in das Spiel hinein, bestimmt sogar mein Handeln im Spiel, dirigiert mich. Es lohnt sich, diese Musik-Erfahrung zu machen. Es schult das Hören ziemlich. Für mich ist es Kunst! Eine ganz eigene eben...

Sendung: hr2-kultur, 11.9.2024, 8:20 Uhr