Marion Tiedtke als Chefdramaturgin des Schauspiels Frankfurt und Hauke Hückstädt, Leiter des Literaturhauses Frankfurt, initiierten 2018 eine neue Reihe für das Theater, in der Autor*innen Biografien in dieser Stadt zum Ausgangspunkt ihres Schreibens wählen. Den Anfang machte der im Dezember 2018 verstorbene Büchner-Preisträger und Frankfurter Autor Wilhelm Genazino. Genazino war ein Romantiker des Gewöhnlichen, der immer wieder den banalsten Fundstücken ein geheimnisvolles Ansehen, dem vermeintlich Bekannten den Zauber des Unentdeckten, dem Endlichen einen nachhaltigen Schein verleihen konnte, so auch in diesem seinem letzten veröffentlichten Text. Er stellt in seinem Monodrama Im Dickicht der Einzelheiten einen Flaneur in den Mittelpunkt, der durch die Mainmetropole streift und dabei Straßenszenen und Alltägliches mit persönlichen Erinnerungen verknüpft. So entsteht das poetische Bild eines Einzelnen in einer modernen Großstadt, der über Heimat, Erfolg, seine Schriftstellerei räsoniert und sich dabei immer wieder am öffentlichen Raum und seinen Widrigkeiten reibt. Der Schauspieler Matthias Redlhammer verkörpert diesen Flaneur nicht nur mit seiner Stimme, er begleitet seinen Spaziergang durch Frankfurt zusätzlich mit Schlagzeug und Mundharmonika und er spielt so neben der Erzählebene eine weitere Dimension. Die Inszenierung für das Schauspiel Frankfurt besorgte der Intendant des Hauses, Anselm Weber. Autor: Wilhelm Genazino Sprecher: Matthias Redlhammer Regie: Leonhard Koppelmann Produktion: hr2020 (Audio verfügbar bis 27.01.2025)
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