Audio Der König, bewegte Bilder und 45 Milliarden Kameras
Wie immer kurz vor der Oscar-Verleihung laufen im Moment keine großen Filme an, man kann aber richtig schöne, kleine Entdeckungen machen - und das kann große Kinokunst sein: Etwa der Dokumentarfilm mit dem schönen Titel: "And the King Said: What a Fantastic Machine“, ein Film über bewegte Bilder. König Edward VII. soll diesen Satz 1902 gesagt haben, als er den Film über seine Krönung gesehen hatte.
Worum gehts in diesem Film?
Um die Magie und die Macht der Bilder, vom ersten Bild der Fotografie, 1828 bis heute, von der Laterna Magic bis zur Generation YouTube - wie kommen diese Bilder bei uns, dem Publikum, an bzw, wie werden sie aufgenommen - im doppelten Sinn. Was können Bilder, bewegte Bilder zeigen - zum Beispiel schon 1878 beweisen, dass ein Pferd im Laufen alle vier Hufe auf einmal in der Luft hat, etwas, was das menschliche Auge ohne Bilder nicht fassen kann. Viele Beispiele hält diese Doku bereit.
Ist das jetzt eine Kulturgeschichte der Kamera?
Eher eine unserer Sehgewohnheiten, unserer Wahrnehmung, unserer Interpretation, unserem Blick auf die Welt. Axel Danielson und Maximilien Van Aertryck haben sich aber tatsächlich jahrelang Bilder hin und hergeschickt, bevor sie mit diesem Film angefangen haben. Jetzt begegnen sie der Bilderflut mit einer Bilderflut. Und spätestens bei der entfesselten Bildproduktion im Internet werden die Bilder direkt spürbar. Dieser Film hat wenig Text, viel Bild, schöne Bilder, schlimme Bilder, wenn es um Krieg und Propaganda geht.
Eine (positive) Zumutung?
Der Film stellt Fragen, liefert aber glücklicherweise keine allgemeingültigen Antworten. Und Außerirdische, die irgendwann mal die Raumsonde "Voyager" öffnen und die 116 Fotos sehen, die unser Leben dokumentieren sollen (und die diesen Film beenden), zeigen: Wir haben es ganz schön gut und unser Leben taugt immer für spannende Bilder, die uns dran erinnern können, dass das auch so bleibt.
Sendung: hr2-kultur, 23.2.2024, 7:30 Uhr