Audio Die Eisenfrau: Helga Föhl und ihre hohe Kunst aus Schrott
Helga Föhl hat ein ganzes Leben lang mit Eisen gearbeitet. Das ist bemerkenswert. Ihr Werk hat eine große Stringenz und Konsequenz. Schon als junge Frau hat sie mit der Verarbeitung des Metalls begonnen. Sie findet es auf Schrottplätzen, das können gequetschte Röhren sein, plattgewalzte Industrieteile. Darin sieht sie Formideen und sammelt die Teile ein. Dann beginnt das Schmieden, biegen, hämmern, schneiden mit dem Schneidbrenner und Schweißen. Mit Eisen zu arbeiten ist ein schweres, hartes Handwerk. Es setzt Widerstand entgegen, es zwingt zu klaren Aussagen.
Das Kunstarchiv Darmstadt ist kein Museum und keine Galerie, es ist keine Ausstellungshalle und kein Kunstverein. Es ist ein Archiv. Ein bisschen fühlt man sich wie in einem Wohnzimmer. Die Anordnung der Räume erinnert an eine großzügige Wohnung mit Flügeltüren. Es liegt Teppichboden aus, es gibt große Bücherregale und in de Mitte einen Tisch mit mehreren Stühlen herum. Das Archiv sammelt und verwahrt Materialen zu Darmstädter Künstlern. Kataloge, Einladungskarten zu Ausstellungen, Zeitungsartikel, und natürlich Kunstwerke. In den Räumen des Archivs und den angegliederten Depots sind ca. 20.000 Werke verwahrt von kleinen Zeichnungen und Papierarbeiten über Leinwänden bis hin zu Skulpturen. Immer wieder bekommt das Archiv auch ganze Nachlässe vermacht.
Zeigt das Archiv denn immer Ausstellung von Darmstädter Künstlern?
Ja, immer von Künstlern, die Darmstadt eng verbunden sind. Helga Föhl hatte beispielsweise in Darmstadt studiert, hatte den Darmstädter Kunstpreis gewonnen und war zeitlebens Mitglied der Darmstädter Rezession. Noch vor ihrem Tod vor 2 Jahren hat sie ihren künstlerischen Nachlass dem Kunstarchiv Darmstadt vermacht und aus diesen Beständen hat sich auch die aktuelle Ausstellung entwickelt.
Was ist von ihr zu sehen, was für eine Kunst hat Helga Föhl geschaffen?
Sie hat ein ganzes Leben lang mit Eisen gearbeitet. Das ist bemerkenswert. Ihr Werk hat eine große Stringenz und Konsequenz. Schon als junge Frau hat sie mit der Verarbeitung des Metalls begonnen. Sie findet es auf Schrottplätzen, das können gequetschte Röhren sein, plattgewalzte Industrieteile. Darin sieht sie Formideen und sammelt die Teile ein. Dann beginnt das Schmieden, biegen, hämmern, schneiden mit dem Schneidbrenner und Schweißen. Mit Eisen zu arbeiten ist ein schweres, hartes Handwerk. Es setzt Widerstand entgegen, es zwingt zu klaren Aussagen. Man kann damit nur schwer Ornamente bilden. Und es ist eine körperliche Herausforderung und war in den 60er Jahren, als Helga Föhl damit begonnen hat, auch sehr unüblich für eine weibliche Künstlerin. Die Bildhauerei in Metall, Stein oder Holz galt zu der Zeit als unbestrittene Männerdomäne.
Wie sieht denn die Formsprache von Helga Föhl aus?
Sehr reduziert. Die meisten Arbeiten sind geschlossene Formen, meistens aufrecht, viele erinnern an sehr abstrakte Köpfe, Büsten oder Torsi. Sie sind alle monolithisch, manche stelenartig hoch und schmal, andere blockartig, mache angelehnt an Landschaftsformen. Es sind zu 95% alles Unikate, also geschweißte Objekte, keine Güsse. Die Oberflächen sind ganz lebendig. Die Künstlerin hat sie gebürstet, abgebrannt, Farbe aufgetragen, manchmal schrundig geschlagen, dann wieder glatt geschlossen und poliert. Die Farbigkeit ist immer warm und changiert von einem leuchtenden Orange-Rot zu einem dunklen Braun, fast schon schwarz.
Wenn die Formen an Köpfe oder Körper denken lassen, bezieht sich Helga Föhl ja auf den menschlichen Körper. Ist das ihr wichtigstes Thema?
Ja, absolut. Wobei es nur Anlehnungen an Körper sind. Eigentlich nur vage Bezüge. Die Skulpturen stehen ganz für sich, sie behaupten einen eigenen Raum, eine eigene Wirklichkeit. Sie bilden nichts ab, sondern behaupten etwas. Eine Präsenz, eine Eleganz, eine innere Lebendigkeit. Helga Föhl dekliniert in gewisser Weise die Grundthemen der Bildhauerei und findet dabei eine ganz eigene Haltung.,
Die Ausstellung ist bis Ende des Jahres verlängert worden, wie sind die Öffnungszeiten?
Das Kunstarchiv Darmstadt ist nur Dienstag bis Freitag von 10:00 bis 13:00 geöffnet, aber man kann eigentlich jederzeit nach Voranmeldung hinkommen. Und das Schöne ist, wenn man Zeit mitbringt, kann man sich an den Tisch setzen und bekommt ganz viel erzählt über die Künstlerin, man kann Kataloge durchsehen und als ich da war, hat die Leiterin des Archivs, Claudia Olbrych, sogar Briefe an die Künstlerin hervorgeholt und eine ganze Reihe alter Fotografien aus ihrem Privatbesitz. Dadurch, dass die Ausstellung eben im Kunstarchiv ist, ist man ganz nah dran an Leben und Werk. Das ist schön.
Helga Föhl
Dank und Erinnerung
Eisenskulpturen, Reliefs, Collagen und Zeichnungen
Kunst Archiv Darmstadt e.V.
Kasinostraße 3
64293 Darmstadt
Telefon: 06151 291619
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