Audio Rockig und doch weichgespült: Dreigroschenoper in Bad Hersfeld
Die Hersfelder Festspiele sind in die neue Saison gestartet. Zum Auftakt gab es eines der meistgespielten Theaterstücke überhaupt: Die sozialkritischen, satirisch-skurrilen Texte von Bertholt Brecht, dazu die Musik von Kurt Weill begeistern seit fast hundert Jahren. Und sie laden zu immer neuen Interpretationen und Inszenierungen ein.
Da steckt jede Menge Sozialkritik drin, oben und unten, arm und reich, Leben und Tod. In einer der stärksten Szenen jagen Simon Zigah als Mackie Messer und Oliver Urbanski als Brown mitten in der schillernden Revue allen Zuschauern Schauer über den Rücken. Dazu eine große Gioia Osthoff als Polly: Sie kreischt, flüstert, zögert, um dann wieder ganz groß aufzudrehen - diese Frau hat die Männer, die Handlung und das Publikum im Griff.
Kurzum: Es ist rockig, es passiert viel, man wird bestimmt "abgeholt": Genau das war auch eine Intention von Regisseur Schachermaier. Es hätte es noch ein bisschen mehr Zeitbezug sein dürfen, etwas mehr Schärfe und Dreck. Alles in allem aber ein Abend, der Spaß macht und die Dreigroschenoper in eine ganz andere Richtung führt, ins schillernde Freddy-Mercury-Land.
Sendung: hr2-kultur, 25.6.24, 7:30 Uhr