Audio Zeit & Zeugenschaft: Junge Leute nähern sich Frankfurter Geschichte
Erinnerung hat auch eine politische Dimension: Damit die Menschheit die eigene Geschichte nicht vergisst, aus den Erfahrungen der Vergangenheit lernen kann, gibt es – unter anderem – Museen. Das Historische Museum Frankfurt ist bekannt für sein Stadtlabor, in dem Berichte von Frankfurter Zeitzeuginnen und Zeitzeugen gesammelt und ausgestellt werden. Am Wochenende war das Junge Ensemble des Schauspiel Frankfurt hier zu Gast, mit der Premiere "Zeit für Zeug:innen".
Die Darsteller und Darstellerinnen führen uns als Gruppe durch Ausstellung und bespielen mehrere Stationen, setzen sich z.B. mit Geschichte von so genannten Gastarbeitern auseinander, aber auch mit queeren Bewegungen in Frankfurt. Und natürlich auch mit dem Nachwirken des Nationalsozialismus bis heute. Beziehen dazu einerseits Position, stellen aber auch Beziehungen zu eigenem Leben her.
Anfangs merkt man den Szenen noch an, dass sie aus bestimmten Aufgaben entstanden sind, da sehen sich die Darsteller beispielsweise Interviews Holocaustüberlebende an und positionieren sich dazu mit Satzanfängen wie "Ich habe gefühlt dass…" und „Ich hoffe dass…", später suchen sie gemeinsam nach ihren ersten Erinnerungen. Deutlich Szenen, die aus bestimmten Aufgaben entstanden sind, theaterpädagogisches Mittel. Von dieser Struktur lösen sie sich zusehends, es wird spielerischer, das tut dem Abend gut.
Stärke des Abends sind klar die Momente, in denen Darsteller uns Teil haben lassen an ihrer Auseinandersetzung mit Geschichte und mit den Zeitzeugen, die von sich erzählen. Sie schaffen Brücken schaffen zwischen Vergangenheit und Gegenwart, machen interessante Begegnungen zwischen den Generationen von Widerständigen und auch von Fragenden.
Sendung: hr2-kultur, 26.11.24, 7:30 Uhr