"Don Carlos von Giuseppe Verdi ist eine Literaturoper, die ausnahmsweise gelang." - Mit dieser steilen These nähert sich Paul Bartholomäi im Notenschlüssel Verdis "Don Carlos", jener Oper, in der Vater und Sohn sich mit derselben Frau vereinigen wollen bzw. sollen. Im Mittelpunkt des Dramas von Schiller steht eigentlich die Politik, die der historisch außerordentlich gebildete Dichter geschickt auf die Bühne bringt - Verdi folgt ihm und versucht, das differenzierte Geschichtsbild Schillers jenseits allzu plakativer bühnenwirksamer Schwarzweiß-Malerei musikalisch umzusetzen. Paul Bartholomäi führt gleichermaßen durch Schillers Text wie durch Verdis Musik und streift auch die leidige Frage der sieben konkurrierenden Fassungen der Oper "Don Carlos".