Vor 30 Jahren wurde der Paragraf 175 abgeschafft, der Sex zwischen Männern als "widernatürliche Unzucht" unter Strafe stellte. Aus diesem Anlass erzählt der Berliner Autor und (Ex-)Aktivist Hans Hütt aus seinem Leben mit und ohne den sogenannten Schwulenparagrafen.

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“Das Wort 175er ist etwas, das wie ein Stück Hundescheiße am Schuh klebt.“ | Hans Hütt, Aktivist

Hans Hütt
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Hütt, Jahrgang 1953, hat die Vorher/Nachher-Erfahrung, hat also die Verfolgung und Repression in den 60ern und 70ern noch erfahren, aber auch die Liberalisierung mit der Schwulenbewegung in den 70ern bis hin zur Ehe für alle. Er hat die Aids-Krise und den damit verbundenen politischen Backlash miterlebt und schließlich die Abschaffung des §175.

Im Doppelkopf spricht Hans Hütt über die deutsche Kontinuität der Homophobie von Bismarcks 1871 über die Weimarer Republik, den Nationalsozialismus hin zur Bonner Republik – und zur DDR, die den Paragrafen etwas liberaler handhabte als die BRD. Hütt erzählt von den verheerenden Auswirkungen des Gesetzes vor allem für homosexuelle Männer, aber auch, gerade zur NS-Zeit, für Frauen. Er schildert sein zähes Coming Out als Pfarrersohn in der rheinischen Provinz. Dabei halfen die Filme Rosa von Praunheims, insbesondere "Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt", den der Bayrische Rundfunk seinem Publikum nicht zumuten wollte, als er in der ARD ausgestrahlt wurde.

Gastgeber: Klaus Walter

Musikinhalt dieser Sendung:
Bronsky Beat: Smalltown Boy
Georgette Dee: Ich will nicht morgen schon
Rio Reiser: Wann wenn nicht jetzt

Wiederholung eines Gesprächs vom Juni 2024.

Hier finden Sie den "Doppelkopf" als Podcast.

Sendung: hr2-kultur, "Doppelkopf", 02.09.2024, 12:04 Uhr.