Julia Bernstein kommt 1972 in der Ukrainischen Sowjetrepublik zur Welt und wandert wegen des grassierenden Antisemitismus mit achtzehn nach Israel aus. An der Universität Haifa studiert sie Kunstgeschichte, Soziologie und Kulturanthropologie und promoviert mit einer Arbeit über russischsprachige jüdische Migrant:innen in Israel und Deutschland.

Nach einem Feldforschungsaufenthalt lebt und lehrt sie seit 2007 in Deutschland und gilt als Expertin in Sachen Antisemitismus. Antisemiten gilt sie mit ihrer Biografie als "wurzellose Kosmopolitin", so nannte Josef Stalin Jüdinnen und Juden, und das war nicht als Kompliment gemeint.

Heute kursiert unter rechten Antisemiten der Begriff "Globalisten" als Codewort für Juden. Darüber redet Julia Bernstein im Doppelkopf, aber auch über Antisemitismus von links und von muslimischer Seite. Und darüber, wie der 7. Oktober 2023 ihr Leben verändert hat. Den Tag der Massaker der Hamas (üb)erlebte sie in Jerusalem, wo sie sich für ein Forschungssemester aufhielt. "Seitdem ist das Gefühl der Normalität so gut wie komplett verschwunden", sagt Julia Bernstein.

Außerdem redet sie darüber, was an deutschen Schulen falsch läuft, warum sie nicht mit Hühnern verglichen und nicht als "jüdische Mitbürgerin" angesprochen werden möchte. Und in welcher Sprache sie träumt, sie hat fünfeinhalb zur Auswahl.

Gastgeber: Klaus Walter

Sendung: hr2-kultur, "Doppelkopf", 15.11.2023, 12:04 Uhr.