1937 läuft das erste neu gebaute Schiff der deutschen "Kraft-durch-Freude" Flotte vom Stapel. Adolf Hitler lässt es sich nicht nehmen nach Hamburg zu fahren, wo er wie ein Triumphator vom Dammtorbahnhof zum Hafen geleitet wird. Die Witwe des NSDAP Aktivisten Wilhelm Gustloff, der im Jahr zuvor von einem jüdischen Medizinstudenten erschossen worden war, tauft das Schiff auf den Namen ihres Mannes. Zehntausende jubeln.

Die "Wilhelm Gustloff" war nicht nur das größte und modernste, sondern auch das komfortabelste Kreuzfahrtschiff seiner Zeit. Im Sommer führten die preiswerten "KdF"- Reisen bis nach Norwegen, im Winter ging es von Genua aus bis nach Madeira und Tripolis. Bei Kriegsbeginn baute man die "Gustloff" zu einem schwimmenden Lazarett um, ab Ende 1940 war das Schiff, nun grau gestrichen in Gotenhafen liegend, Ausbildungsplatz für zukünftige U-Boot-Fahrer.

Das Ende des Dampfers ist bekannt. Am Abend des 30. Januar 1945, vor nun 80 Jahren, wurde die "Wilhelm Gustloff" von drei Torpedos getroffen, abgefeuert von einem russischen U-Boot. Von etwa 10.000 Menschen an Bord überlebten nur etwa 1.200. Der Autor schildert in seinem Feature an Hand von Lebensläufen einiger Überlebender die Zeit von 1933 bis 1945. Ein weiterer Erzählstrang sind Passagen aus der Novelle "Im Krebsgang" von Günter Grass, in der die Geschichte der "Wilhelm Gustloff" thematisiert wird.

Radio Bremen, NDR, rbb 2002

Sendung: hr2-kultur, "Feature", 26.01.2025, 18:04 Uhr.