Feature
Gisèle Freund – Eine Fotografin im Land der Gesichter | Daniel Guthmann
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Sie kam als Deutsche auf die Welt und ging von ihr als Französin. Als die 1908 in Berlin geborene Gisèle Freund im Jahr 2000 in ihrer Wahlheimat Paris verstarb, war es der Abschied von einer bedeutenden Fotografin und Soziologin, die durch ihr selbstbewusstes und bewegtes Leben zu den großen Frauen ihres Jahrhunderts zählt.

Gisèle Freund emigrierte als jüdische Kommunistin aus Nazi-Deutschland und begann im Paris der 30er Jahre ihre Laufbahn als Fotografin. Sie lebte mit Adrienne Monnier, der berühmten Buchhändlerin, zusammen, diskutierte mit André Malraux Fragen der Kunst und spielte Schach mit Walter Benjamin. 1942 floh sie aus dem besetzten Frankreich und bereiste viele Regionen der Erde – stets mit ihrer Kamera zur Hand.
Sie veröffentlichte erstklassige Reportagen, aber den ganz großen Ruhm erntete sie durch ihre Porträtfotografie. Als "Porträtistin des Geistes" pflegte sie Bekanntschaft und Freundschaft zu vielen international bedeutenden Schriftstellern und Künstlern. So spiegelt sich in Gisèles Freunds Leben und Werk ein kleines Panoptikum europäischer Geistesgeschichte.
Wir wiederholen das Feature anlässlich des 25. Todestages von Gisèle Freund am 31. März.
WDR 2008
Sendung: hr2-kultur, "Feature", 30.03.2025, 18:04 Uhr.