Preis der Kriegsblinden für "Aufklärung durch Kunst" Grotesk, zufällig, kreativ - und informativ: Robert Schoens "Entgrenzgänger" - als Podcast
Was ist ein Hörspiel? Robert Schoen wollte sich dem Zufall so anbiedern, dass aus seinen Aufnahmen eine Rundfunkgroteske entsteht, die an den ästhetischen Grenzen des Genres Hörspiel herumstrolcht. Seine hr-Produktion "Entgrenzgänger II" ist jetzt mit dem renommierten Hörspielpreis der Kriegsblinden ausgezeichnet worden.
Text, Ort der Aufnahmen, Menschen, Musik - alles wurde vom Zufall bestimmt. Wie es sich für ein Hörspiel gehört, gibt es im Stück nun natürlich zahlreiche Geräusche (auch altkirchenslawische), weiterhin Pausen, reichlich Wodka, einen wütenden Intendanten sowie einen Ausflug an die Quelle des Heiligen Mitrofan.
Wie schon im ersten Teil "Entgrenzgänger I" von 2020 hat Robert Schoen es darin wieder dem Zufall des Würfelns überlassen, wo sein Hörstück entstehen sollte. Es wurde die russische Stadt Tscherkessk im Nordkaukasus, was angesichts des Ukraine-Kriegs eine besondere Herausforderung gewesen sei, so die Jury. Das Stück führe vor, "dass Aufklärung durch Kunst durch das Gegenteil von Besserwisserei gelingt".
Trotz der komplizierten politischen Lage hatte Robert Schoen an seinem Plan festgehalten, ein zufällig durch ein Würfelspiel ausgewähltes Land, nämlich Russland, zu bereisen.
Er hatte den Akzent des Hörspiels vor allem auf die akustische Beschreibung seiner Erlebnisse gelegt, die er, zurück im heimischen Berliner Tonstudio, mit weiteren Tonaufnahmen und klanglichen Assoziationen verwoben hat.
Die Hörer*innen erwartet eine vielseitig anregende, soundreiche und durchaus muntere Reise in das Russland von heute und das Hörspiel erzählt, was Robert Schoen im Kaukasus erlebt hat.
Mit dem Hörspielpreis der Kriegsblinden wird seit 1952 jedes Jahr ein Original-Hörspiel ausgezeichnet, "das in herausragender Weise die Möglichkeit der Kunstform realisiert und erweitert".
Mit:
Tatyana Danilevskaya, Lorenz Eberle, Yana Kuzina, Yulia Strizhko, Anton Veklich u.v.a.
Regie: Robert Schoen
Produktion: hr 2020