Was für ein Mensch war Richard, Monika Helfers sechs Jahre jüngerer Bruder, der im Alter von 30 Jahren Selbstmord beging? Ein eigenbrötlerischer junger Mann, der jegliche Verantwortung gern von sich wies und sich plötzlich in einer Vaterrolle wiederfand, in der er zunächst aufzugehen schien. „Löwenherz“ schmückt die Biografie des Bruders nicht aus, sondern tastet sich zart heran an das Leben und das Verhältnis zur großen Schwester.

In „Löwenherz“ widmet sich Monika Helfer, nach „Die Bagage“ und „Vati“, einem weiteren Kapitel ihrer persönlichen Familiengeschichte. Wer war Richard, ihr sechs Jahre jüngerer Bruder, der sich im Alter von 30 Jahren das Leben nahm? Nach dem Tod der Mutter wachsen die Geschwister getrennt auf und haben nur selten Kontakt. Richard bleibt schwer greifbar, er driftet durchs Leben – humorvoll, aber ohne Ehrgeiz. Ein eigenwilliger junger Mann, der sich vor Verantwortung gern drückt. Als er plötzlich in die ungewohnte Rolle des Vaters schlüpft, gibt ihm das für eine Weile Halt. Immer wieder gelingt es dem charmanten Richard, sich in skurrile Situationen zu manövrieren, aus denen er stets wieder entkommt. „Löwenherz“ schmückt die Biografie des Bruders nicht aus, sondern nähert sich behutsam seinem Leben und dem Verhältnis zur großen Schwester an. In ihrer einfühlsamen Inszenierung der Romanvorlage zeichnet Regisseurin Elisabeth Weilenmann ein facettenreiches Bild des Bruders.

Monika Helfer, geboren 1947 in Au im Bregenzerwald, ist eine renommierte österreichische Schriftstellerin. In ihren Romanen und Erzählungen thematisiert sie oft familiäre und gesellschaftliche Schicksale, die sie auf eindringliche und persönliche Weise erzählt. Ihr bekanntestes Werk, „Die Bagage“, basiert auf der Geschichte ihrer eigenen Familie und spielt zur Zeit des Ersten Weltkriegs im ländlichen Vorarlberg. Helfers klare Sprache und ihre feinfühlige Beobachtungsgabe haben ihr zahlreiche literarische Auszeichnungen eingebracht. Sie gilt als eine der bedeutendsten Stimmen der zeitgenössischen österreichischen Literatur.

Elisabeth Weilenmann, geboren 1982 in Niederösterreich, begann schon im Studium, Hörspiele und Radiofeatures zu schreiben und zu inszenieren. Sie arbeitet seit 13 Jahren für diverse deutschsprachige Sender und gewann zahlreiche Preise, u.a. wurde das Hörspiel »Höllenkinder« von Gabriele Kögl, bei dem sie Regie führte, mit dem Prix Europa 2019 ausgezeichnet (ORF 2018).

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Sendung: hr2-kultur, "Hörspiel", 29.12.2024, 14:04 Uhr.

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