"Das Ohr aufwecken, die Augen, das menschliche Denken, die Intelligenz, die größtmögliche entäußerte Innerlichkeit. Das ist heute das Entscheidende." Daran zu arbeiten, neue Wege zu finden und zukunftsweisende Wegmarken zu setzen - das ist das weiterhin gültige Vermächtnis des Komponisten Luigi Nono an uns.

Luigi Nono (1924-1990):

“Memento. Romance de la guardia civil espagñola” (1952/53) für Sprecherin, Sprechchor und Orchester auf Texte von Federico García Lorca (Teil 2 von “Epitaph für Federico García Lorca”)
Christa Ludwig, Sprecherin
Chor des Hessischen Rundfunks
hr-Sinfonieorchester
Leitung: Hermann Scherchen
Aufnahme: 19. Juni 1954, Altes Funkhaus an der Eschersheimer Landstraße, Frankfurt am Main (Studioproduktion)

“Il canto sospeso” (1955/56) für Sopran, Alt, Tenor, Chor und Orchester auf Texte nach Abschiedsbriefen verurteilter europäischer Widerstandkämpfer*innen
Yeree, Suh, Sopran
Jenny Carlstedt, Alt
Robin Trischler, Tenor
SWR Vokalensemble Stuttgart
Hr-Sinfonieorchester
Leitung: Peter Rundel
Live-Aufnahme: 26. November 2017, hr-Sendesaal, Frankfurt am Main

“A Pierre. Dell’azzuro silenzio inquietum” (1985) für Bassflöte, Kontrabassklarinette und Live-Elektronik
Thaddeus Watson, Kontrabassflöte
Ernesto Molinari, Kontrabassklarinette
Reinhold Breig, Live-Elektronik (Experimentalstudio für akustische Kunst e.V.)
Live-Aufnahme: 12. Mai 2007, hr-Sendesaal, Frankfurt am Main

Der am 29. Januar 1924 in Venedig geborene Luigi Nono hat diese Aufforderung selbst eingelöst: ästhetisch, philosophisch, politisch. Aus seinen gut sechzig Werken, die er bis zu seinem Tod am 8. Mai 1990 geschaffen hat, spricht stets das Engagement für eine bessere Welt, für eine gerechte Gesellschaft. "Alle meine Werke", bekannte er in jungen Jahren einmal, "gehen immer von einem menschlichen Anreiz aus: Ein Ereignis, ein Erlebnis, ein Text unseres Lebens rührt an meinen Instinkt und an mein Gewissen und will von mir als Musiker wie als Mensch Zeugnis ablegen."

Seine Zeugnisse sind querständig, unbequem, anklagend. Zugleich sind sie Zeichen des Mutes und der Hoffnung. Sie sorgten für so manchen Skandal; zeitweise wurden er - seit 1952 war er Mitglied der Kommunistischen Partei Italiens - und sein Oeuvre boykottiert. Auch in der Bundesrepublik, wo ein Großteil seiner Kompositionen ihre Uraufführungen erlebten. Aus Anlass seines 100. Geburtstages präsentiert hr2-kultur dreimal in der Sendung "hr2-Konzertsaal" Aufnahmen seiner Werke.

Sendung: hr2-kultur, "Konzertsaal", 11.01.2024, 20:04 Uhr.