Retrospektive trifft auf Reminiszenz: Das "Ensemble Modern" hat sich für sein Abo-Konzert Musikschaffende der jüngeren Generation ausgesucht, die an Beethoven, den italienischen Avantgardisten Aldo Clementi und den amerikanischen Fusion-Trompeter Jon Hassell erinnern - oder dem kammermusikalischen Augenblick im Ensembleklang nachspüren.

Ensemble Modern
Leitung: Corinna Niemeyer

Johanna Bailie (*1973): Symphony-Street-Souvenir (2010)
Malte Giesen (*1988): Massenprozession für Kammerorchester und 8-kanalige Elektronik (2020)
Natalie Dietterich (*1992): something twisted (2015)
Elnaz Seyedi (*1982): frames II for ensemble (2019)
Christopher Trapani (*1980): no window without a wall (2022) (Deutsche Erstaufführung)

(Aufnahme vom 16. März 2023 aus dem Mozartsaal)

Am Mikrofon: Ursula Böhmer

In dem Orchesterwerk "frames II for ensemble" bietet die Iranerin Elnaz Seyedi nach eigenem Bekunden einen Rahmen dafür, "über die Dominanz des Dirigenten/der Dirigentin hinaus alternative Kommunikationsformen zu suchen und individuellen Musiker*innen den Raum und die Verantwortung zu geben, den musikalischen Fluss mitzugestalten".

Exotisches Schlagwerk wie Batá und Shekere kommen dafür in dem Stück "no window without a wall" zum Einsatz. Der Italo-Amerikaner Christopher Trapani ehrt damit den US-Trompeter Jon Hassell, der 2022 gestorben ist. Hassell stand für einen Musikmix, den er selbst mal als "ein Angebot für die kaffee-farbige klassische Musik der Zukunft" bezeichnet hat.

Die Amerikanerin Natalie Dietterich entwirrt in "something twisted" so manchen musikalischen Gedanken-Faden, der Berliner Malte Giesen, lässt sich für sein Stück "Massenprozession" von Beethovens 7. Sinfonie inspirieren, und Johanna Bailie hat akustische Alltagsfundstücke aufbereitet.

Sendung: hr2-kultur, "Konzertsaal", 25.05.2023, 20:04 Uhr.