Auf mal konkret, mal abstrakt inspirierte Klangreisen konnte man sich beim letzten Ensemble Modern-Abonnementkonzert der vergangenen Saison begeben, ausgehend mal von literarischen Impulsen, mal von philosophisch-ästhetischen Ideen, mal aber auch von Werken der bildenden Kunst - immer aber mit ganz unterschiedlichen, hörenswerten Ergebnissen.

Kateryna Kasper, Sopran
Ensemble Modern
Leitung: Jean Deroyer

Eleanor Alberga (*1949): On a Bat’s Back I do Fly (2000)
Hèctor Parra (*1976): Equinox (2010)
Péter Eötvös (1944-2024): Heimreise (Monolog) aus dem Musiktheater "Der goldene Drache" (2014)
Hilda Paredes (*1957): Revelación (2011)
Philippe Hurel (*1955): Leçon de choses (1993)

(Aufnahme vom 27. Mai 2024 aus dem Mozart Saal)

Die Jamaikanerin Eleanor Alberga ist auf dem Rücken einer Fledermaus - bezugnehmend auf ein Zitat aus Shakespeares "Sturm" - naturgemäß eher flott und etwas hektisch unterwegs, der Flug hat aber auch seine ruhig-poetischen Momente. Der in Barcelona geborene Hèctor Parra sucht in "Equinox", der "Tagundnachtgleiche", musikalisch Vermittelndes zwischen den Gegensätzen unter Bezugnahme auf Hölderlin und Heidegger, die "Revelación" der Mexikanerin Hilda Paredes spielt an auf ein surrealistisches Gemälde von Remedios Varo, mit fein ausgedachten elektronischen Klangeinspielungen, auf die auch der Franzose Philippe Hurel in seiner "Leçon de choses" zurückgreift, ein zerfahren-zersplittertes Stück nach dem gleichnamigen Buch von Claude Simon.

An den im März gestorbenen Péter Eötvös, der immer wieder mit dem Ensemble Modern zusammengearbeitet hat, erinnerten die Musikerinnen und Musiker mit einem Auszug aus seiner Oper "Der goldene Drache" - mit der Sopranistin Kateryna Kasper als Solistin, die schon bei der Uraufführung des Werks 2014 beteiligt war. Eigentlich eine bitterböse Musiktheater-Farce, aber mit einer elegischen "Heimreise" am Ende, passend zum Abschied von einem bedeutenden Komponisten und Dirigenten.

Am Mikrofon: Markus Hürtgen

Sendung: hr2-kultur, "Konzertsaal", 13.10.2024, 20:03 Uhr.