Mit drei ganz unterschiedlichen Kompositionen zu Ehren des Jubilars erinnerte man im hr-Sendesaal an Arnold Schönbergs 150. Geburtstag: mit seiner einzigen - und schon zwölftönigen - Auseinandersetzung mit dem Film, einem spätvollendeten frühen Werk auf dem Weg in die Moderne und schließlich seinem wirklichen Aufbruch ins orchestrale Neuland.

Christoph Sietzen, Schlagzeug
hr-Sinfonieorchester
Leitung: André de Ridder

Arnold Schönberg (1874-1951): Begleitmusik zu einer Lichtspielszene (1929/30)
Detlev Glanert (*1960): Konzert für Schlagzeug und Orchester (2023)
Arnold Schönberg: 2. Kammersinfonie op. 38 (1906/1938)
Arnold Schönberg: Fünf Orchesterstücke op. 16 (1909)

(Aufnahme vom 13. September 2024 aus dem hr-Sendesaal in Frankfurt)

Arnold Schönberg war als leidenschaftlicher Kinogänger fasziniert von den Möglichkeiten des neuen Mediums, und so sagte er 1929 sofort zu, als er den Auftrag erhielt, die "Begleitmusik zu einer Lichtspielszene" zu schreiben, nicht zuletzt wohl, weil er zeigen wollte, dass die von ihm erfundene Zwölftontechnik sich auch in diesem Genre bewähren konnte - einen Film dazu gab es allerdings nicht.

Die "2. Kammersinfonie" begann der Komponist sofort nach der stark polarisierenden Uraufführung der ersten, ließ sie aber dann liegen und beendete die Arbeit am immer noch tonal geprägten Werk erst viel später im amerikanischen Exil. Wirklich Abschied vom großformatigen, spätromantischen Idiom nahm der Pionier der Neuen Musik in den "Fünf Orchesterstücken op. 16": expressiv-verdichteten Miniaturen, von denen insbesondere das dritte Berühmtheit erlangte als weit in die Zukunft weisende, erste Klangfarben- und Klangflächenkomposition der Musikgeschichte.

Ergänzt wurde das Programm durch die deutsche Erstaufführung von Detlef Glanerts "Schlagzeugkonzert", in dem Christoph Sietzen in einem hochvirtuosen, mal jazzig-groovenden, mal sphärisch-verklärten Werk an Glockenspiel, Vibrafon und Marimbafon all sein Können demonstrieren konnte. Und als Zugabe hatte der Solist noch eine kleine Hommage an ein weiteres bedeutendes Geburtstagskind des Jahres dabei: Anton Bruckner.

Am Mikrofon: Markus Hürtgen

Sendung: hr2-kultur, "Konzertsaal", 08.11.2024, 20:03 Uhr.