Konzertsaal Kronberg Festival 2024 - Vier Jahreszeiten
Sendetermine
Am 24. November dieses Jahres wäre der Komponist Alfred Schnittke 90 Jahre alt geworden. Auch das Kronberg Festival erinnerte an ihn, und dabei traf das barocke Konzert in Gestalt seiner vier wohl berühmtesten Exemplare auf einen sehr späten und nur noch ganz rudimentär an die Originale erinnernden Nachfahren: eine aparte Kombination.
Janine Jansen, Violine
Olli Mustonen, Piano
Kremerata Baltica
Gidon Kremer, Leitung und Violine
Alfred Schnittke: Concerto grosso Nr. 6 für Klavier, Violine und Streicher
Antonio Vivaldi: "Die vier Jahreszeiten" - Violinkonzerte op. 8 Nr. 1-4
(Aufnahme vom 2. Oktober aus dem Casals Forum)
1725 erschienen Antonio Vivaldis "Quattro stagioni" als Teil seines zwölfteiligen Zyklus Opus 8 "Il cimento dell’armonia e dell’inventione" - "Das Wagnis von Harmonie und Erfindung". Die programmatische inhaltliche Ausrichtung der "Vier Jahreszeiten" war aber nun keinesfalls gewagt, ganz im Gegenteil hatten sich schon vorher mit Titeln versehene Konzerte ganz besonders gut verkauft, und in Sachen Marketing gehörte der Venezianer sicherlich zu den Großen seines Fachs. Neu war allerdings, dass der Komponist höchstselbst Sonette zu den einzelnen Stücken verfasste - übrigens erst nach deren Fertigstellung - und die einzelnen Verse passgenau in den Noten der Musik unterlegte, was wiederum ziemlich exzeptionell war, nicht nur für die damalige Zeit.
Der musikalische Blick zurück vor allem auch auf die Barockzeit gewann für Alfred Schnittke seit den 1970er Jahren an Bedeutung. Sein erstes "Concerto grosso" entstand 1977 zu Beginn seiner polystilistischen Phase. Das "Concerto grosso Nr. 6" ist das letzte seiner Art und eine von Schnittkes spätesten Kompositionen und enthält im Gegensatz zu den früheren Werken keine konkreten Allusionen oder Zitate mehr - sei es der vergangenen Jahrhunderte oder auch zeitgenössischer Musikstile. Ein konzentriert-verdichteter "reiner" Schnittke, wenn man so will, weiterhin aber versehen mit dem barocken Titel.
Gidon Kremer gehört nicht nur seit über 20 Jahren zu den wichtigsten Lehrern, Solisten und Kammermusikpartnern der Kronberg Academy, er war auch von Anfang an ein vehementer Förderer und eifriger Interpret der Musik Alfred Schnittkes - das erste "Concerto grosso" etwa wurde von ihm uraufgeführt. Bei den "Vier Jahreszeiten" übernahm dann die jüngere Kollegin Janine Jansen den Solopart - seit ihrer fulminanten und inzwischen Kultstatus genießenden Einspielung von 2005 wohl eine der denkbar besten Besetzungen gerade in diesen Konzerten.
Sendung: hr2-kultur, "Konzertsaal", 24.11.2024, 20:30 Uhr.