Lesung und in der ARD Audiothek Acht Orte, Acht Autorinnen und Autoren

Von der verschlafenen Riederwaldsiedung bis zur belebten Kleinmarkthalle oder der Jahrhunderthalle, von der Uni übers Europa- und Bahnhofsviertel bis zum Nitribitt-Haus führen uns berufene Schriftstellerinnen und Schriftsteller in ihren Erzählungen über "Acht Orte" in Frankfurt. Die Reihe war eine Kooperation vom Literaturhaus der Stadt und dem Deutschen Architekturmuseum. Jetzt liegt das Buch vor: bei Henrich Editionen, 2025.

hr2-kultur Acht Orte
Frankfurt Landkartenausschnitt Bild © Imago Images

In der Reihe mit dem Untertitel "Begegnungen zwischen Literatur und Architektur" haben Anna Yeliz Schentke, Eckhart Nickel, Amanda Lasker-Berlin, Jakob Nolte, Zsuzsa Bánk, Britta Boerdner Jan Brandt und Manja Präkels bekannte und noch zu entdeckende Orte quer durch Frankfurt in den Fokus genommen - und ihre Geschichten dazu erdacht. Aufgerufen haben das Literaturhaus Frankfurt und das Deutsche Architekturmuseum zu diesen Begegnungen, die Schauspielerinnen und Schauspieler Sarah Grunert, Melanie Straub, Torben Kessler, Sebastian Reiss und Uwe Zerwer haben die Erzählungen der acht Autorinnen und Autoren anschließend für hr2-kultur gelesen.

Jan Brandt
Jan Brandt geboren 1974 in Leer, Ostfriesland Bild © Anika Büssemeier

Jan Brandt hat sich in seiner Erzählung auf die Spuren von Rosemarie Nitribitt begeben, die 1957 in ihrer Frankfurter Wohnung ermordet wurde. Der Autor kennt die Ermittlungsakten zu dem prominenten Fall - und erzählt jetzt im Stil der Akten. So kommen verschiedene Stimmen zu Wort, auch die der „Königin“ selbst. Der Berliner Schriftsteller, geboren 1974 in Leer (Ostfriesland), wurde gleich mit seinem Debüt einem großen Publikum bekannt: „Gegen die Welt“ (DuMont 2011) stand auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises und wurde mit dem Nicolas-Born-Debütpreis ausgezeichnet. Brandt lebt heute in Berlin.

Manja Präkels
Manja Präkels Bild © Nane Diehl

Manja Präkels' Erzählerin kommt mit dem Zug am Hauptbahnhof an und fragt irritiert nach Lutz. Hat er sich etwa ins Frankfurter Bahnhofsviertel verirrt, in jenes „Zombieland“, vor dem die britische Boulevard-Presse vor der Fußball-EM 2024 so drastisch warnte? Präkels, geboren 1974 in Zehdenick/Mark, ist Musikerin und Schriftstellerin. Für ihren Roman "Als ich mit Hitler Schnapskirschen aß" (Verbrecher Verlag) wurde sie 2018 mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis geehrt wurde. Präkels lebt und arbeitet in Berlin und Rheinsberg.

 Britta Boerdner
Britta Boerdner Bild © Laura J Gerlach

Britta Boerdner hat sich für ihre Erzählung ins Frankfurter Europaviertel begeben. „Ist ein bisschen wie Kino, nur, dass niemand mitspielt“, sagt ein Bewohner des Neubauviertels beim Blick aus seinen bodentiefen Fenstern. Und er nimmt die Autorin mit auf einen Trip durch diesen menschenleeren Film. Boerdner, 1961 in Fulda geboren und in Gelnhausen aufgewachsen, studierte nach einer Ausbildung zur Buchhändlerin Amerikanistik, Germanistik und Historische Ethnologie. 2012 erschien ihr Debütroman "Was verborgen bleibt". Für ihren zweiten Roman "Am Tag, als Frank Z. in den Grünen Baum kam" von 2017, erhielt sie u.a. das Stipendium des Hessischen Literaturrates in der Emilia Romagna. Ihr jüngster Roman "Es geht um eine Frau" erschien 2022 ebenfalls in der Frankfurter Verlagsanstalt.

Zsuzsa Bánk
Zsuzsa Bánk Bild © picture-alliance/dpa

Zsuzsa Bánk stellt sich Fragen: Welchen Ort braucht es, um Schriftstellerin zu werden? Macht es einen Unterschied? Ist es wesentlich? Sie begleiten die Autorin zur Jahrhundertehalle, die mit ihrer muschelartigen Kuppel, der Bar und den Konzerten zu den zentralen Orten von Zsuzsa Bánks Jugend zählten. Die Autorin, geboren 1965 in Frankfurt, arbeitete als Buchhändlerin und studierte anschließend Publizistik, Politikwissenschaft und Literatur. Für ihren ersten Roman "Der Schwimmer" wurde sie 2002 mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u.a. dem aspekte-Literaturpreis. Auch spätere Bücher waren sehr erfolgreich. Zuletzt erschien "Sterben im Sommer" (S. Fischer 2022).

Lesung | Acht Orte: Autor*innen
Anna Yeliz Schentke Bild © Robert Schittko

Anna Yeliz Schentke fährt oft mit dem Paternoster der Frankfurter Universität. Er ist das Herzstück ihrer Geschichte über einen Mann, der heimlich in dem Bau lebt, den Hans Poelzig 1928 für die I.G. Farben baute, und der eine sehr wechselvolle Geschichte unter den Nationalsozialisten und später der US-Army hatte. Die Schriftstellerin, 1990 geboren, studierte Literaturwissenschaft und Ästhetik und nahm im Frühjahr 2020 an der Schreibwerkstatt der Jürgen Ponto-Stiftung teil. Im Herbst 2020 stand sie mit ihrer Erzählung "Annane" auf der Shortlist des Wortmeldungen-Förderpreises. Mit ihrem Debütroman "Kangal" (S. Fischer) schaffte sie es auf die Longlist des Deutschen Buchpreises. Anna Yeliz Schentke lebt in Frankfurt/Main.

Lesung | Acht Orte: Autor*innen
Eckhart Nickel Bild © Jana Mai F.A.Z.

Eckhart Nickel nimmt uns mit auf den alten Campus Bockenheim, wo der Autor 1987 sein Studium aufnahm. Die Erzählung beginnt aber schon in den 1970er Jahren. Damals vermittelte Nickels Vater als Familienfürsorger zwischen den studentischen Besetzern einer Westend-Villa und ihren Eltern aus dem Vordertaunus. Der Autor, geboren 1966 in Frankfurt, studierte Kunstgeschichte und Literatur und arbeitet als Journalist und Schriftsteller. Sein Roman „Hysteria“ stand 2018 auf der Longlist des Deutschen Buchpreises. Der Nachfolgeroman, „Spitzweg“, schaffte es 2022 auf die Shortlist. Für „Punk“, der 2024 ebenfalls beim Piper Verlag erschien, erhielt Nickel den Hermann-Hesse-Literaturpreis. Der Autor lebt - nach Stationen in Heidelberg, New York und Kathmandu - heute wieder in Frankfurt.

Lesung | Acht Orte: Autor*innen
Amanda Lasker-Berlin Bild © Nora Battenberg

Amanda Lasker-Berlins Erzählung bewegt sich durch die Frankfurter Riederwaldsiedlung. Auf dem Spaziergang erweist sich die Arbeitersiedlung, die ab 1909 erbaut und unter Ernst May erweitert wurde, als höchst durchmischt: Unter den ehemaligen Bewohnern sind Reichbürger genauso zu finden wie politische und jüdische Verfolgte der Nationalsozialisten. Lasker-Berlin, Jahrgang 1994, studierte Freie Kunst sowie Regie und inszenierte mit 18 Jahren ihr erstes Theaterstück. Der Roman "Elijas Lied" wurde 2020 mit dem Debütpreis der lit.COLOGNE prämiert, auch für ihre Theaterstücke erhielt die Autorin zahlreiche Auszeichnungen. Innerhalb von nur zwei Jahren folgten die Romane "Iva atmet" und "Spes heißt Hoffnung" (alle Frankfurter Verlagsanstalt). Amanda Lasker-Berlin lebt in Frankfurt.

Lesung | Acht Orte: Autor*innen
Jakob Nolte Bild © Rachel Israela

Jakob Nolte, ein Berliner Schriftsteller, spürt "unserer" Frankfurter Kleinmarkthalle einen gewissen Originalitätsdruck an. Zwar bekommt man hier selbstverständlich nur echte Spaghetti Carbonara serviert, statt der vulgären deutschen Variante mit Kochschinken und Sahne - doch wie original ist diese Pasta wirklich? Jokob Nolte, geboren 1988, studierte Szenisches Schreiben. Seine Theaterstücke wurden mehrfach prämiert und an zahlreichen Bühnen gespielt. Sein Debütroman "ALFF" wurde mit dem Kunstpreis Literatur 2016 ausgezeichnet. Mit "Schreckliche Gewalten" (beide Matthes & Seitz) war er für den Deutschen Buchpreis nominiert. Zuletzt erschien "Die Frau mit den vier Armen" (Suhrkamp).

Weitere Informationen

Produktion: hr2-kultur
Regie: Marlene Breuer
Buch: Henrich Editionen

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Quelle: hr2-kultur

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