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Das Verhältnis Franz Kafkas zu seinem Vater war zeitlebens kompliziert. Hermann Kafka war ein Ausbund an Fleiß und arbeitete sich aus prekären Verhältnissen zum Kaufmann in Prag hoch. Doch der Sohn wollte es ihm nicht gleichtun.

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Der Vater Franz Kafkas, Hermann Kafka, stammte aus einer sehr armen jüdischen Familie in Südböhmen. Schon als Siebenjähriger musste er schwer arbeiten, sommers wie winters, und wegen ungenügender Kleidung und schlechter Schuhe litt er bei Schnee und Kälte an Frostbeulen und offenen Wunden. Aber er war ein Ausbund an Energie und Fleiß und arbeitete sich in Prag hoch zum angesehenen Kaufmann. Seinen Sohn Franz hätte er gerne als sein Ebenbild gesehen: Stark, gesund, beruflich erfolgreich und als glücklicher Familienvater. Die Realität war anders. Franz Kafka wollte eigentlich Germanistik studieren, wechselte dann auf Drängen des Vaters zur Juristerei. Nach der Promotion trat er in eine italienische Versicherungsgesellschaft in Prag ein, dann wurde er Beamter in der Arbeiterversicherungsanstalt: Kein berühmter Strafverteidiger, kein reicher Wirtschaftsanwalt - nur eine kleine Laufbahn in abhängiger Stellung. Auch die Gründung einer Familie misslang - trotz mehrfacher Verlobung. 1917 brach bei Franz Kafka eine Tuberkulose aus, derentwegen er 1922 vorzeitig pensioniert wurde und an der er 1924 früh verstarb.
Das Verhältnis Franz Kafkas zu seinem Vater war zeitlebens schwierig. Als der Autor sich im November 1919 in Schelesen bei Liboch in Böhmen aufhielt, schrieb er seinen berühmten "Brief an den Vater", ein Schriftstück von fast 50 Schreibmaschinenseiten, in dem er die Beziehung zwischen Vater und Sohn einer eindringlichen Analyse unterzog. Zweifellos handelte es sich um den Versuch einer Selbstheilung und um den Versuch, das Verhalten des Vaters zu seinem Sohn und seinen Töchtern zu ändern. Franz Kafka hat diesen Brief allerdings nie abgeschickt.

Produktion: hr 2000
Regie: Ferdinand Ludwig
Sprecher: Gerhard Hermann