In diesem Frankreich sind nahezu alle auf die eine oder andere Art entblößt: Die alleinerziehende Lehrerin Sabrina, die jeden Cent umdreht, der parismüde Literaturwissenschaftler Paul, der in die Ardèche flüchtet, um Metzger zu werden und Enzo, der aus der Provinz in die Hauptstadt kommt, um zu studieren und der einen grausamen Tod findet.

Drei Menschen, die sich nach einem anderen Leben sehnen, die im Einklang mit sich, mit der Natur sein möchten: Messinas Roman ist auch eine Liebeserklärung an die Provinz und das bäuerliche Leben. Klarsichtig seziert Marion Messina eine Gesellschaft, die der unsrigen ähnelt, entwirft die Figur einer Präsidentin, die heute ein europäisches Land regieren könnte – und auch wieder nicht: Der Roman überzeichnet, betrachtet Frankreich 2024 "durch eine Linse mit 1,25 bis 1,5-facher Vergrößerung", wie die Autorin im Gespräch mit dem Saarländischen Rundfunk erzählt. Was dadurch zu Tage tritt, ist erschreckend, zumal wir uns als Gesellschaft auch im verzerrten Spiegelbild noch wiedererkennen.

Marion Messina, geboren 1990 in Grenoble, studierte zunächst Politik- und dann Agrarwissenschaften mit dem Vorhaben, später auf einem Bauernhof zu leben und den Winter zum Schreiben zu nutzen. Stattdessen begann sie als freie Journalistin für verschiedene Medien zu arbeiten und veröffentlichte 2020 ihren gefeierten Debutroman "Fehlstart". "Die Entblößten" ist, übersetzt von Claudia Kalscheuer im Juli 2024 bei Hanser erschienen.

SR / hr 2024

Marion Messina, "Die Entblößten", gelesen von Heidi Ecks, Max Gindorff, Sarah Grunert und Lucas Janson

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Sendung: hr2-kultur, "Lesung", 15.11.2024, 9:30 - 10:00 Uhr.