Die letzten Jahre der Weimarer Republik: Krisen kulminierten, das Nationale, Antibürgerliche war Kult, "Zeitenwende" wurde beschworen, nihilistische Gewalt triumphierte. In seinem Buch "Die Entscheidung. Deutschland 1929 bis 1934" zeigt Jens Bisky ein schillerndes Panorama dieser Jahre. Scharfsinnige Intellektuelle kommen zu Wort, hilflose Sozialdemokraten, selbstgewisse Reaktionäre. Im Sommer 1930 stand Deutschland vor der Alternative: demokratische Republik oder faschistische Diktatur. Jeder konnte wissen, was die Nationalsozialisten wollten. Doch sie wurden nicht aufgehalten. – Können wir aus der Geschichte lernen?

„Wenn man Rechtsstaat und Demokratie für bedroht hält, dann muss man Machtfragen stellen. Alles andere ist Theater. Da kann man lange Demonstrationen machen. Ich habe auch gar nichts dagegen, dorthin zu gehen. Aber es löst überhaupt kein Problem. Man muss Machtfragen stellen: Wer welche Machtposition besetzt, wer und wie verteidigt man sie?“ Jens Bisky

„Die Nazis haben auf dem Schachbrett der Macht die besseren Positionen eingenommen und konnten das obendrein, weil die Personen, die sie da platziert haben, einen entschlosseneren Machtwillen hatten als die anderen.“ Herfried Münkler

Jens Bisky, geboren 1966 in Leipzig, studierte Kulturwissenschaften und Germanistik in Berlin. Er war lange Jahre Feuilletonredakteur der "Süddeutschen Zeitung" und arbeitet seit 2021 am Hamburger Institut für Sozialforschung. Er ist Autor mehrerer viel beachteter Bücher, darunter "Geboren am 13. August" (2004), "Kleist. Eine Biographie" (2007, "Unser König. Friedrich der Große und seine Zeit" (2011) und "Berlin. Biographie einer großen Stadt" (2019)."Die Entscheidung. Deutschland 1929 bis 1934" erschien 2024 (Rowohlt Berlin).

Herfried Münkler, geboren 1951 in Friedberg, ist emeritierter Professor für Politikwissenschaft an der Berliner Humboldt-Universität. Viele seiner Bücher gelten als Standardwerke, etwa "Die Deutschen und ihre Mythen" (2009), das mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet wurde, sowie "Der Große Krieg" (2013), "Die neuen Deutschen" (2016), "Der Dreißigjährige Krieg" (2017) oder "Marx, Wagner, Nietzsche" (2021). 2023 erschien sein Buch "Welt in Aufruhr. Die Ordnung der Mächte im 21. Jahrhundert" (Rowohlt Berlin). Sein neues Buch erscheint im Frühjahr 2025: "Macht im Umbruch. Deutschlands Rolle in Europa und die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts".

Aufzeichnung der Premiere von Jens Biskys Buch "Die Entscheidung. Deutschland 1929-1934" aus dem Renaissance-Theater Berlin. Mit Jens Bisky und Herfried Münkler im Gespräch. Moderation: Natascha Freundel

Jede Folge widmet sich einer Frage unserer Zeit. rbbKultur-Redakteurin Natascha Freundel spricht jeweils mit zwei Gästen, die wissen, wovon sie reden. Philosophisch, aber nie abgehoben. Persönlich, aber nicht privat. Kritisch und konstruktiv. Hier soll es nicht knallen, sondern knistern. Immer auf der Suche nach dem zweiten, neuen Gedanken.

Weitere Informationen Ende der weiteren Informationen

Sendung: hr2-kultur, "Der zweite Gedanke", 30.01.2025, 15:04 Uhr.