Wie universell ist ein moralischer Standpunkt, der sich aus einer Schuld ableitet? Und was wäre also eine zeitgemäße Erinnerungskultur und gelungene Aufarbeitung in unserer pluralen Gesellschaft? Um diese Fragen ging es bei den 55. Römerberggesprächen.

Die Einzigartigkeit der Shoa und die besondere Verantwortung Deutschlands gehören zum Identitätshaushalt der alten Bundesrepublik: Aus dem millionenfachen Mord an den europäischen Juden und Jüdinnen ergibt sich der Schutz jüdischen Lebens als Ultima Ratio bundesdeutscher Innen- und Außenpolitik. Spätestens seit dem 7. Oktober, dem Massaker der Hamas in Israel und dem darauf folgenden Krieg in Gaza zeigt sich, dass diese – nicht zuletzt im Historikerstreit der Jahre 1986 und 87 – mühsam errungene Erinnerungskultur nicht mehr als unhinterfragbare moralische Ressource taugt. Welche moralische Verpflichtung erwächst aus dem singulären Verbrechen der Deutschen für Menschen, deren Zugehörigkeit zu diesem Land fortwährend in Frage gestellt wird. Und wie passen die besondere Verantwortung, die aus historischer Täterschaft erwächst, mit einer Sensibilität für das Leid und Elend der Gegenwart und Zukunft zusammen?

Bei den 55. Römerberggesprächen, am 25. Mai im Schauspiel Frankfurt, wurde über diese Fragen diskutiert. Zu Gast auf dem Podium waren Dan Diner, Meron Mendel, Esther Schapira und Nazih Musharbash, Asal Dardan, Alena Jabarine und Hannah Peaceman und Kai Ambos.
Moderation: Hadija Haruna-Oelker und Alf Mentzer

Wir senden eine Zusammenfassung der Gespräche, moderiert von Hadija Haruna-Oelker.

Sendung: hr2-kultur, "Literaturland Hessen", 18.08.2024, 12:00 Uhr