von Merle Hope

Tiere sind wundervolle Wesen, sie sind dem Menschen nicht gleich.
Die Tiere, mit denen wir die meiste Zeit verbringen, sorgen für Geselligkeit, Loyalität und Lebensfreude.
Einsame Menschen haben die Möglichkeit, einen Freund fürs Leben zu finden.
Von solch einer besonderen und spannenden Beziehung zwischen Tier und Mensch möchte ich euch erzählen, ich möchte von meinem Lebensretter erzählen.

Ich wachte auf, 6:30 Uhr und ich kam nicht aus meinem Bett, vielleicht wollte ich nicht, mir war jedoch klar, dass mir jegliche Kraft fehlte. Wie jeden Morgen starrte ich an die kalte, weiße Decke und versuchte mich fürs Aufstehen zu motivieren. Mein Wecker klingelte, sein nerviges Klingeln dröhnte in meinen Ohren. Es regnete, die Regentropfen flossen die Fensterscheibe hinunter. Wie üblich schob ich meinen labbrigen Toast in den Toaster und füllte mein Glas mit Orangensaft. Wieder merkte ich, wie mir die Kraft fehlte. Seid wann war mein Leben so? Seid wann fühlte ich nichts außer Unzufriedenheit? Fragen, auf die mir jemand oder etwas, eine Stimme in meinem Kopf, eine Antwort verbot. Ich putzte meine Zähne, machte mich, so gut es ging, fertig. Ich aß meinen labbrigen Toast und ging Richtung Haustür, meine schwere Tasche zog meine Laune noch ein wenig mehr hinunter. Draußen stieg ich also auf mein quietschendes Fahrrad und machte mich auf den Weg zur Arbeit. Ich war Kindergärtnerin, man sollte meinen, ich sei voller Fröhlichkeit und Vorfreude auf meinen Tag gewesen, so war es jedoch nicht. Seit Jahren versuchte ich auf die Frage, warum es so war, wie es war, auf den Grund zu gehen.
„Du suchst vergeblich“, erzählte die Stimme in meinem Kopf. Während der Fahrt fiel mir ein kleiner Hund auf, er bellte mich an, ich hasste Hunde. Schon früher hatte ich Hunde gehasst, meine Schwester hatte einen Hund, der mich schon immer verspottete. Seit Jahren versuchte ich dieser Frage, warum ich Hunde hasste, eine Antwort zu geben.
„Du suchst vergeblich“, vermittelte mir etwas. Vielleicht hasste ich, dass diese Tiere das hatten, was ich nie hatte, Zuneigung, Spaß oder Freude. Ich fuhr weiter an einer Hauptstraße entlang, durch meine schwere Tasche verlor ich das Gleichgewicht, ich kippte auf die Straße. Ein LKW, ein LKW der beschleunigt auf mich zufuhr. Vergeblich versuchte ich mich von der Straße zu robben. Einen Moment hörte ich nichts, es war still, ich hatte Schmerzen und redete verwirrt vor mir hin. Schnell versuchte ich aufzustehen, es gelang mir. Ich schaute mich um, ich nahm die lauten Autos, die laut sprechenden Menschen und den bellenden Hund wahr. Als ich zur Unfallstelle sah, wurde mir eiskalt. Ich sah mich, auf dem Boden, blutverschmiert. In was für einem verrückten Traum war ich gelandet? Ich wollte so schnell es ging aufwachen! Anscheinend war ich auf mich selbst gestellt, die Notärzte und erschrockenen Autofahrer, die versuchten meinen leblosen Körper zu retten, sahen mich nicht. Ich war für niemanden sichtbar, dachte ich. Einer jedoch, schien mich zu sehen: der Hund. Bellend kam er auf mich zu, er schaute mich mit entsetzten Augen an. Ich rannte, ich rannte so schnell es ging nach Hause. Der Hund rannte mir hinterher. Ich traute mich nicht, nach meinem toten Körper zu sehen, also rannte ich weiter. Mein Körper war tot, meine Seele jedoch nicht? Wie sollte das funktionieren?
„Du findest keine Antwort darauf“, erzählte mir etwas. Niemand beachtete mich, der Hund jedoch blieb an meiner Seite. Zu Hause angekommen setzte ich mich auf die Couch, der Hund und ich, in einem Raum. Ich war sauer, sauer auf mich und den Hund, ich schepperte die bunte Vase auf den Boden. Da war es wieder, das nervige Verhalten eines Hundes. Warum konnte er so ruhig bleiben? „Eine Frage, auf die du vergeblich eine Antwort suchst“, erzählte mir die nervige Stimme in meinem Kopf. Von nun an begann eine verrückte Zeit. Tage vergingen, der Hund blieb an meiner Seite. Ich mochte ihn, ich war dankbar für eine Seele, die mich unterhielt. Doch es kam, wie es kommen musste: Der Hund starb, ich fühlte wieder nichts, mir wurde eiskalt und ich fing an zu weinen. Warum hatte ich Gefühle, warum hatte ich Gefühle für einen Hund? Eine Frage, auf die ich vergeblich eine Antwort suchte. Wie sollte ich ohne jegliche Zuneigung leben? Verheult und sauer, schlief ich ein. 7:00 Uhr, schweißgebadet wachte ich auf, wo war ich? Ein Krankenhauszimmer, ich lag in einem Krankenhauszimmer. Ich versuchte aufzustehen, vergeblich. Mir wurde einiges bewusst, ich hatte überlebt. Ich hatte von Anfang an überlebt, es war alles ein Traum. Von nun an musste ich mein Leben neu anfangen. Ich musste lernen zu laufen, zu schreiben und auch zu kommunizieren. Menschen waren mir noch immer nicht die liebsten, Tiere jedoch werde ich ganz bestimmt in mein Leben einladen. Jetzt lebe ich mit meinem Hund namens Hope in einer schönen Wohnung, in einer fremden Stadt. Inzwischen beantworte ich die Fragen, auf die ich scheinbar keine Antwort finde.

Quelle: Merle