Auf den Spuren hessischer Kolonialgeschichte Perspektiven wechseln: Witzenhausen erzählt Geschichte(n)
Seit dem 19. Jahrhundert spannen sich von Witzenhausen aus Fäden in die ganze Welt. Die Stadtgeschichte ist eng mit der deutschen Kolonialgeschichte verbunden. In Erzählworkshops soll jetzt die Geschichte Witzenhausens sichtbar gemacht werden: die Workshops stehen allen Interessierten offen!
1898 wurde hier die erste private "Deutsche Kolonialschule" gegründet, an der Landwirte als Siedler für die ehemaligen deutschen Kolonien ausgebildet wurden. Zwei Jahre später wurden die ersten Absolventen entsendet. Die Schule existierte bis 1944. Heutiger Rechtsnachfolger ist das Deutsche Institut für tropische und subtropische Landwirtschaft GmbH (DITSL).
Auf dem Gelände eines Klosters, auf dem die ehemalige Kolonialschule untergebracht war, studieren heute junge Menschen aus aller Welt am Fachbereich "Ökologische Agrarwissenschaften" der Universität Kassel, er gilt weltweit als ein bedeutendes Zentrum des ökologischen Landbaus.
Von Witzenhausen in die Welt? Welche Rolle spielt das koloniale Erbe heute für die Studierenden und die Bürger*innen der Stadt?
Welche Geschichten gibt es zu erzählen im Zusammenleben von Menschen aus aller Welt: von Studierenden, Geflüchteten, Entwicklungshelfern, von alteingesessenen Witzenhäusern? Aus vielen verschiedenen persönlichen Perspektiven wollen wir die Geschichte Witzenhausens sichtbar machen und daraus eine Online-Reportage für den Hessischen Rundfunk gestalten.
Mit dabei sind unter anderem Erzähl-Coach und Slam-Poetin Dominique Macri, der ehemalige Stadtarchivar Matthias Roeper, ehemalige Studierende und die Initiatoren des Stadtrundgangs „witzenhausen postkolonial“, Experten aus dem DITSL sowie hr-Redakteurin Christiane Kreiner. Gemeinsam wollen wir uns über die koloniale Vergangenheit Deutschlands, über Auswirkungen für die Gegenwart, Globalisierung und Heimat(en) austauschen.
Workshops
Im Dezember hat ein partizipativer Video-Workshop mit Dr. Pamela Ngwenya begonnen. Mit ihr machen sich Witzenhäuser Student*innen und ehemalige Studierende, die in den 1970er und 1980er Jahren als Entwicklungshelfer tätig waren, auf Spurensuche nach der kolonialen Vergangenheit auf dem Gelände der Universität Kassel (FB11) und des Deutschen Instituts für tropische und subtropische Landwirtschaft.
Geschichte(n) austauschen im Stadtraum
Auftakt der workshops im Januar: Fäden knüpfen, und Erzählungen von Kolonialisierung und Globalisierung hinterfragen im Kleinen und im Großen, in der eigenen Geschichte und in der Geschichte von Witzenhausen.
Die Workshops fanden ab 6. Februar 2020 bis zum 18. Juni um 18.00 Uhr im Stadtraum
Ermschwerder Straße 6 in 37213 Witzenhausen statt.
„Perspektiven wechseln. Witzenhausen erzählt Geschichte(n)“ ist ein Projekt von hr2-kultur in Kooperation mit der Stadt Witzenhausen, der Universität Kassel, der DITSL GmbH, dem Hochschulverband Witzenhausen e.V. und dem Arbeitskreis Eine Welt e.V. Es wird im Rahmen von „Literaturland Hessen: Raus aufs Land“ vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst gefördert.