Es waren historische Bilder und Szenen: Tausende von Menschen strömen über Grenzübergänge. Trabis verstopfen die Straßen. Die ganze Nacht und den ganzen Tag feiert Berlin. Bilder der Menschen, die auf der Mauer tanzen, gehen um die Welt.

Noch in der Nacht zum 10. November ordnet Berlins Regierender Bürgermeister Walter Momper die Auszahlung eines Begrüßungsgeldes an DDR-Bürger in Höhe von 100 DM durch Banken und Sparkassen an. In langen Schlangen warten die Menschen in Sparkassen, Banken und Ämtern auf die Auszahlung des Begrüßungsgeldes.

Am Nachmittag verliest DDR-Innenminister Friedrich Dickel im DDR-Fernsehen einen Aufruf des Ministerrates an die DDR-Bevölkerung. Die "lieben Bürgerinnen und Bürger" könnten sich auf die Dauerhaftigkeit der neuen Reisemöglichkeiten verlassen und brauchten "keine übereilten Entschlüsse zu treffen", heißt es darin. Am frühen Abend des 10. November 1989 sprechen Walter Momper, Hans-Dietrich Genscher, Willy Brandt und Helmut Kohl vor 40.000 Menschen vor dem Schöneberger Rathaus. Momper nennt die Deutschen "jetzt das glücklichste Volk der Welt", Brandt begrüßt die "Landsleute drüben und hüben" und sieht "Europa zusammenwachsen" und Kohl sagt: "Es lebe ein freies deutsches Vaterland, es lebe ein freies einiges Europa." Das war vor 35 Jahren - in unserem Archivschatz senden wir die Politiker-Reden im Originalton.

Sendung: hr2-kultur, "Archivschätze", 09.11.2024, 14:04 Uhr.