Im Jahr 1953 reist der Schriftsteller Hans Werner Richter mit einem Kurswagen der Bahn quer durch Europa nach Triest. Eine Stadt, die historisch multi-national, multi-kulturell, multi-lingual geprägt ist – man spricht italienisch, deutsch, jugoslawisch. In dieser Stadt, die nach 1945 in zwei Zonen aufgeteilt ist und von den Alliierten und von Jugoslawien besetzt wird, sucht er nach politischen Zukunftsperspektiven.

Hans Werner Richter schafft intensive Stimmungsbilder von der Stadt am Meer und ihren Menschen. Er spricht mit Vertretern der Besatzungsmächte und der verschiedenen politischen Parteien und schafft damit einen tiefen Einblick in die politische Situation einer Stadt, deren Bürger um die Zugehörigkeit zu Italien oder zu Jugoslawien ringen.

Hans Werner Richter, 1908 in Bansin auf der Fischerinsel Usedom geboren, arbeitete zunächst als Buchhändler und für Verlage. 1946 gab er mit Alfred Andersch die Zeitschrift "Der Ruf" heraus. Kurz darauf gehörte er als Initiator des ersten Treffens zu den Mitbegründern der Gruppe 47. Er veröffentlichte zahlreiche Romane. 1993 starb er in München, wurde aber in Usedom begraben.

Sendung: hr2-kultur, "Archivschätze", 07.12.2024, 14:04 Uhr.