Kolumbien steckt in einem komplexen Friedensprozess. Trotz des Friedensschlusses zwischen FARC-Guerilla und damaliger Regierung gehen die Kämpfe weiter. Der linke Präsident Gustavo Petro will Frieden mit allen schließen. Nun sitzt die Kirche bei den Verhandlungen mit am Tisch.

Der Friedensprozess im Kolumbien ist komplex. Zwar haben die linke FARC-Guerilla und die damalige Santos-Regierung 2016 – nach Jahrzehnten Krieg – Frieden geschlossen. Doch verschiedene bewaffnete Gruppen bekämpfen sich weiterhin: die Guerilla der ELN, also der "nationalen Befreiungsarmee", FARC-Splittergruppen – sogenannte Dissidenten, rechtsextreme Paramilitärs und Drogenbanden.

Gustavo Petro, der erste linke Präsident in der Geschichte des Landes, will mit allen Frieden schließen. Die Drogenmafias und Paramilitärs sollen Straferleichterungen bekommen, dafür dass sie ihre verbrecherischen Aktivitäten aufgeben. Mit den politisch motivierten Gruppen wird über gesellschaftliche Veränderungen diskutiert.

Bei den Verhandlungen sitzt die Kirche mit am Tisch. Viele kolumbianische Katholiken sprechen eine ähnliche Sprache wie die Rebellen, vor allem wie die der ELN. Denn diese Guerilla ist von der Befreiungstheologie geprägt, die sich besonders in Lateinamerika für die Unterdrückten und Ausgebeuteten einsetzt. Priester wie Camilo Torres, Nonnen und andere Vertreter dieser kapitalismuskritischen Strömung waren Mitglieder der ELN.

Wie wirkt die Befreiungtheologie heute in Kolumbiens Friedensverhandlungen weiter? Welche Rolle spielt die Kirche bei diesen Gesprächen? Und: ist der Frieden überhaupt möglich in einem kriegsgeschüttelten Land wie Kolumbien, in dem rechtsextreme Paramilitärs auch heute noch fast täglich Friedens- und Menschenrechtsaktivisten ermorden?

Eine Reportage von Christine Siebert

Die Sendung "Camino" finden Sie hier auch als Podcast.

Sendung: hr2-kultur, "Camino", 08.09.2024, 11:30 Uhr.