Jahrzehntelang galt Israel als jüdischer Zufluchtsort - als "Plan B", falls der Antisemitismus in der Diaspora unerträglich werden sollte, gerade vor dem Hintergrund der Shoah. Doch seit dem Hamas-Überfall am 7. Oktober 2023 haben viele Juden in Deutschland dieses Sicherheitsgefühl verloren: Ihr Urvertrauen in die "sichere Heimstatt" Israel ist beschädigt.

Sie müssen sich nun in der Diaspora neu definieren, etwa indem sie sich enger zusammenschließen und politisch aktiver werden. Hinzu kam eine weltweite antisemitische Welle, die dem israelischen Einmarsch in den Gaza-Streifen folgte.

Dennoch verharrt die kleine Religionsgemeinschaft hierzulande nicht in einer Schockstarre: Sie organisiert Solidaritätsanktionen für die verschleppten Geiseln, psychologische Beratungen und sogar Selbstverteidigungskurse, damit Juden wehrhafter werden auf deutschen Straßen. Manche Juden hierzulande, die eigentlich säkular sind, wenden sich verstärkt ihren religiösen Wurzeln zu. Die jüdische Gemeinschaft in Deutschland ist auf der Suche nach einer neuen Identität.

Ein Beitrag von Jens Rosbach.

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Sendung: hr2-kultur, "Camino", 06.10.2024, 11:30 Uhr.