Über sein aktuelles Hörstück "alien acoustics" schreibt der Komponist und Klangkünstler hans w. koch (* 1962), der an der Kölner Kunsthochschule für Medien das Fach "Sound" lehrt, in konsequenter Kleinschreibung: "die vorstellung einer unhörbaren kosmischen harmonie beschäftigt die menschen seit der antike, und auch goethe reimte 'die sonne tönt in alter weise …'

was da draußen tönt und schwingt, hat nicht erst durch sonifikation astronomischer daten seinen weg in musik und klangkunst genommen. allerdings wissen wir erst seit der jüngsten marsmission dank eines am rover angebrachten mikrofons, wie seltsam es im weltall wirklich zugeht: ein symphonieorchester auf dem mars zum beispiel hätte mit der tatsache zu kämpfen, dass in der marsatmosphäre die schallgeschwindigkeit für höhere frequenzen deutlich größer ist, mithin die flöten vor den kontrabässen hörbar würden. noch merkwürdiger sind indes die versuche, mithilfe von schallquanten, sogenannten phononen, das wesen schwarzer löcher zu ergründen.

reichlich stoff also für spekulation und so ist mein hörstück 'alien acoustics' auch weniger eine sonifikation als ein stück spekulative akustik. doch bevor man ins all gelangt, muss erst ein raumschiff her: hierfür dient johann sebastian bachs 'kanon a due (per tonos)' aus dem 'musikalischen opfer'. seit seinem launch im jahr 1747 schraubt sich das kleine musikstück ganzton für ganzton in immer höhere frequenzen und ist 277 jahre später längst im bereich der gigahertzwellen angekommen, jenen wellen, in denen das SETI-projekt nach signalen außerirdischer zivilisationen sucht."

Sendung: hr2-kultur, "The Artist's Corner", 09.11.2024, 23:00 Uhr.