Sensationsfund in der Frankfurter Nachbarstadt Goethe war ein Offenbacher Bub!
Junge Literaturwissenschaftlerinnen haben im Archiv des Musikhauses André Material entdeckt, das die Geschichtsschreibung auf den Kopf stellen wird: Goethe sei nicht in Frankfurt geboren worden, sondern in Offenbach, so ihre Erkenntnis. Wie wird dies die Beziehung zwischen den nicht nur fußballerisch verfeindeten Städten beeinträchtigen? Wie wird sich Offenbach als neue Goethe-Stadt herausputzen? Diese Fragen beantwortete exklusiv in hr2-kultur Oberbürgermeister Dr. Felix Schwenke. Seine allererste Reaktion: "Es will mir net in de Kopp enei - jetzt muss ja die ganze Welt dem sei 'Dichtung und Wahrheit' völlisch neu lese, aus unser Perspektive, genau!"
Kaum Suche - riesiger Fund
Im vergangenen Jahr sind 250 Jahre Musikverlag André in Offenbach gefeiert worden, es hat viele Veranstaltungen gegeben und viele Schätze sind aus dem Verlags-Archiv geborgen und zur Aufführung gebracht worden. Und bei den Archiv-Recherchen hat man eine sensationelle Entdeckung gemacht: Ein Dokument, in dem bezeugt wird, dass Johann Wolfgang von Goethe nicht in Frankfurt, sondern in Offenbach geboren worden ist - rein zufällig.
Wie kann das sein?
Catharina Elisabeth Goethe - seine Mutter - ist hochschwanger Ende August 1749 bei ihrer Freundin Friedrike Rosalie Maler in Offenbach zum Frühstück zu Gast, als die Wehen einsetzen. Die Geburt am 28. verläuft um die Mittagsstunde reibungslos, der Kleine schreit aus Leibeskräften, so dass sich sogar einige Nachbarn im Haus der Malers einfinden. All das ist in diesem neu entdeckten Dokument nachzulesen. Aber stimmt die Geschichte, schließlich schreibt Goethe doch selbst, dass er im Großen Hirschgraben in Frankfurt geboren sei? Dieser Eintrag in das Tagebuch der Rosalie Maler wurde bis Ende März noch auf Echtheit untersucht, natürlich nicht an der Goethe-Uni Frankfurt, sondern an der FU Berlin, um wissenschaftliche Unabhängigkeit zu garantieren. Das Resultat: Das Dokument ist authentisch - und steht auch im Zusammenhang mit anderen historischen Dokumenten.
Goethe ist Offenbacher - und jetzt?
Was heißt das denn für die Beziehungen zu Frankfurt? Hat OF-OB Schwenke schon mit dem Frankfurter Kollegen Mike Josef gesprochen, sie sind ja Parteifreunde - und wie wird sich Offenbach jetzt als Goethe-Stadt verhalten? Schwenke gibt sich gewohnt bescheiden: Der leerstehende Kaufhof in der Innenstadt könne zum Goethe-Centrum werden, das am Kaiserlei gegelegene Goethe-Quartier aufgewertet werden und die weltberühmten Offenbacher Pfeffernüsse wolle man ab sofort in einer neuen Goethe-Rezeptur backen. Eventuell könnte auch auf allen Ortsschildern "Goethestadt" über dem Stadtnamen stehen.
Goethestadt Offenbach - und was ist mit Touristen?
Oberbürgermeister Dr. Felix Schwenke ist sich sicher, dass die vielen Hotels in seiner Stadt dem Ansturm von Goethe-Fans aus der ganzen Welt gewachsen sein werden: "Kriegen wir hin, wir sind als Großstadt da gut aufgestellt!" Und er verspricht, den Lili-Tempel am Mainufer, in dem sich Johann Wolfgang von Goethe ab 1775 mit seiner Verlobten Anna Elisabeth Schönemann oft zum Stelldichein traf, aufzuwerten: "Das geht nur gemeinsam mit den Menschen - wir planen eine umfassende Bürgerbeteiligung, was dieses Badehaus und den ganzen Park angeht!"
Das glauben Sie nicht? Sie haben Recht! April, April!
Goethe kam natürlich in Frankfurt, im Haus am Großen Hirschgraben zur Welt. Heute lädt hier das Goethehaus ein, den Dichterfürsten von Kindesbeinen an kennenzulernen.
Wir bedanken uns herzlich bei Dr. Felix Schwenke, Offenbachs Oberbürgermeister, für die Beteiligung am hr2-Aprilscherz. Das Bild zeigt Andy Warhols Goethe in der Case di Goethe in Rom, nicht im Rathaus von Offenbach. Und das Bild der Schatulle stammt aus einem Museum, nicht aus dem Archiv des Musikhauses André... Mutter Goethe ist aber echt, so sah sie aus. Und sie war oft in der Nachbarstadt: 1796, da war Sohn Johann Wolfgang schon 47, wurde Frankfurt von den Franzosen belagert und bei der Beschießung der Stadt flüchtete Catharina Elisabeth Goethe für einige Tage zu Sophie von La Roche nach Offenbach.
Sendung: hr2-kultur, 1. April 2025, 7:10 Uhr