Audio Auferstanden und eingebrannt - die DDR lebt in der Kunst
Die Kunsthalle Darmstadt hat mit "Eingebrannt" bis 29. Juni erstmals überhaupt Kunst, Lyrik und Neue Musik von DDR-Künstlerinnen und -Künstlerin in einer Ausstellung vereint. Dadurch wird nicht nur die Kultur einer Zeitspanne von rund 40 Jahren wieder gegenwärtig, in die man hier umfassend eintauchen kann – sondern es zeigen sich auch erhellende Verflechtungen und Bezüge, die ein lebendiges Gesamtbild der Kultur dieser Zeit ergeben, die tendenziell von einer antiakademischen und staatskritischen Haltung bestimmt war. Trotz Ausstellungsverboten, Inhaftierungen und Bespitzelungen wird gerade in der hier zusammengebrachten Malerei und Lyrik das Trotz-Allem deutlich: ein existenzielles Ringen in Worten, in Farbe und Form, das einem des Öfteren in der Ausstellung buchstäblich Gänsehaut verursacht.
Interessant ist, dass gerade nicht die bekannten Namen der DDR-Malerei zu sehen sind, sondern ein besonderer Blick auf Positionen abseits geworfen wird, auf Künstlerinnen, auf Dresden als Zentrum der Malerei, auf Lyrik, auf die Verbindung zur Neuen Musik – und zum damaligen Treff- und Knotenpunkt der Avantgarde in Darmstadt.
Ein echter Glücksfall ist das Schlüsselwerk der Ausstellung: Gerd (Gerhard) Richters Gemälde "Die Lesende" ist eines der wenigen erhaltenen Bilder aus Richters DDR-Zeit und sonst in Privatbesitz. Es ist der Impuls und Ausgangspunkt der gesamten Ausstellung, angenehmer Weise, ohne dass dies spürbar wäre. Dem interdisziplinären Kuratorenteam um Léon Krempel und den Schriftsteller Kurt Drawert ist hier eine Schau gelungen, die reizvolle Einblicke in eine scheinbar vergangene Zeit ermöglicht. Eine Zeit, die sich den Künstlerinnen, Komponisten und Schriftstellern tief "eingebrannt" hat, und so bis heute nachwirkt.
Sendung: hr2-kultur, 28.3.25, 7:30 Uhr